Von der ältesten Kunsteisbahn der Welt
bis zum ersten Skitourenpark Europas
Auf den Spuren großer Wintersport-Stars durchs Berchtesgadener Land
Sie liegt abgeschieden: In 1200 Meter Höhe oberhalb von Berchtesgaden schmiegt sich die Kaderschmiede des Wintersports an den Dürreckberg. Ob bei den ehemaligen Skirennläuferinnen Kathrin Hölzl und Maria Riesch oder dem amtierenden Olympiasieger im Rennrodeln Felix Loch: Ins Zentrum rückt die CJD Christophorus-Schule, wenn die Nation bei großen Wettkämpfen gemeinsam mit den Wintersport-Stars zittert. Doch als Urlauber bleibt man relativ unbehelligt davon, dass im Berchtesgadener Land die Legenden von morgen trainieren – und genießt neben der beschaulichen Atmosphäre die hervorragenden Möglichkeiten, die sich im südöstlichsten Zipfel Deutschlands nicht nur auf Pisten und Loipen bieten.
Wie wär’s zum Beispiel mal mit einem Rodelabenteuer auf den Spuren von Georg Hackl, dem weltweit erfolgreichsten Rennrodler, der aus der Christophorus-Schmiede stammt und heute Teil des Trainerteams der Deutschen Nationalmannschaft ist. Zu ausgewählten Terminen können sich Gäste für neun Euro mit bzw. elf Euro ohne Gästekarte Rennschlitten und Helm ausleihen – und dann mit bis zu 50 Stundenkilometern durch den Eiskanal am Königssee rauschen. Auch wenn man nicht von ganz oben startet, sondern dort, wo die jüngsten Nachwuchssportler in die Bahn steigen, bekommt man ein Gefühl für die Herausforderung, der sich die Profis in der ältesten Kunsteisbahn der Welt stellen. Immerhin gilt die Strecke unter internationalen Spitzenfahrern nach wie vor als eine der technisch anspruchsvollsten.
Während man beim Rodeln in der Rinne selbst die Ideallinie finden muss, lenkt im Rennbob-Taxi ein erfahrener Pilot. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 130 Kilometern pro Stunde. Dabei beginnt das Abenteuer, das nur für Wagemutige ohne Rückenprobleme zu empfehlen ist, eher gemächlich. Anders als im offiziellen Rennzirkus üblich wird auf den fliegenden Start verzichtet. Die Gäste können in Ruhe Platz nehmen. Der Viererbob wird angeschoben und nimmt langsam Fahrt auf. Doch schon Sekunden später passiert man legendäre Kurven wie „Schlangengrube“, „Turbodrom“ und „Echowand“, die auch Spitzensportlern noch Respekt einflößen. Etwa eine Minute beziehungsweise 1270 Meter später ist das Ziel erreicht und man hat enorme Fliehkräfte überstanden, die mit bis zu sechs G beziehungsweise dem sechsfachen des eigenen Körpergewichts an Erdbeschleunigung wirken. Unten angekommen spürt man jeden Muskel und das Glücksgefühl, das die gewaltige Adrenalinausschüttung mit sich bringt. Der rasante Ritt kostet 90 Euro, Termine gibt’s von 18. Oktober bis Ende Februar 2016.
Wer’s lieber urig und idyllisch mag, hat in der Berchtesgadener Bergwelt die Auswahl zwischen zwölf Naturrodelbahnen. Die kurvenreiche Rodelbahn Hirscheckblitz bietet den perfekten Abfahrtsspaß, denn sie hat es ziemlich in sich. Sie wurde übrigens 2012 beim ADAC-Test als beste deutsche Rodelbahn ausgezeichnet. Nach der rasanten Tour wartet oben die Berggaststätte Hirschkaser zum Aufwärmen. Wer möchte, spart sich den Aufstieg und nimmt die Sesselbahn. Entspanntes Rodeln auch mit kleinen Kindern ist unter anderem am Hintersee möglich.
Wer absolute Einsamkeit sucht, kann auf Schneeschuhen durch die unberührte Gebirgslandschaft streifen. Oder gleich mit Tourenskiern aufbrechen und sich für die Mühen des Aufstiegs mit genialen Tiefschneeabfahrten belohnen. So wie Toni Palzer, der Juniorenweltmeister im Skibergsteigen. Weil das Berchtesgadener Land mit dem Nationalpark als echtes Traumrevier für Tourengeher gilt und dieser Sport in den vergangenen Jahren zunehmend populär geworden ist, wurde hier der erste Skitourenpark Europas eröffnet: Immer dienstags, freitags und samstags lehren geprüfte Ski- und Bergführer das Kleine 1 x 1 des Skibergsteigens. Der Kurs dauert vier Stunden, führt über einen Rundparcours und vermittelt in Theorie und Praxis die nötigen Grundkenntnisse für die Herausforderungen am Berg.
Während die Tourengeher am späten Nachmittag wieder zuhause ankommen, können Langläufer den Winter im Berchtesgadener Land bis in die späteren Abendstunden genießen. Im Langlaufzentrum Aschauerweiher drehen Ambitionierte abends bei Flutlicht ihre Runden – und überlegen sich zwischendurch, welche der insgesamt 100 Loipenkilometer sie am nächsten Tag unter die Latten nehmen. Das Hochplateau Scharitzkehl gilt als besonders schneesicher, die „Gmoa Arena“ als anspruchsvoll und Ausflüge in den Rupertiwinkel versprechen beste Aussichten auf die imposanten Gipfel der Berchtesgadener Alpen.
Für jeden das Richtige haben die fünf Skigebiete des Berchtesgadener Landes zu bieten. Als Berg für Könner ist der Jenner am Königssee bekannt und bietet Schneesicherheit bis ins Tal, während etwa das Skigebiet Gutshof am Obersalzberg preiswerten Skispaß für Familien garantiert. Seit den Alpinen Skiweltmeisterschaften 2009 ist der Götschen ein Begriff: Denn in dem Bischofswiesener Skigebiet probte einst Riesenslalom-Weltmeisterin Kathrin Hölzl ihre ersten Schwünge. Schon im Alter von drei Jahren sauste sie mit ihrem Vater über die Pisten, später wechselte sie in die Christophorus-Schule, die berühmte Kaderschmiede am Berg.